Ein Auslandsjahr in Stuttgart

· verfasst von Jana Nguyenová 5AV · Zeit zum Lesen 6 Minuten · (1079 Wörter)

Ich habe nie in Erwägung gezogen, ins Ausland zu fahren, bis ich über einem Programm von meiner Deutschlehrerin gehört habe. Ein Jahr voller Abenteuer im Herzen Baden-Württembergs zog mich so an, dass ich mich entschiede, mich anzumelden. Im Juni fand ich heraus, dass ich angenommen wurde und plötzlich kam schon der Tag der Abfahrt. Jetzt, nach fast 8 Monaten, die richtig schnell vergingen, kann ich sagen, dass es eine der besten Entscheidung meines Lebens war. Man lernt eine andere Kultur kennen, sammelt zahlreiche Erfahrungen, baut neue Freundschaften auf und schließlich verbessert seine Sprachkentnisse.

Ich kam nach Stuttgart mitte September an, denn die Schule beginnt hier erst in der zweiten Septemberwoche. Gleich nach meiner Ankunft erwartete mich ein warmer Empfang von meiner Gastfamilie. Ich habe das Glück bei einer Gastfamilie zu wohnen, die zwei Mädchen in meinem Alter hat. Meine Gastfamilie ist sehr nett, sie macht alles, um mir den Aufenthalt hier schön zu machen. Am Anfang war für mich jedoch die größte Herausforderung, sich in das Familienleben zu integrieren, auch wenn alle so offen und freundlich waren. Nach ein paar Wochen gewöhnte ich mich aber schon daran, wie was funktioniert, wann man wo sein muss, usw. Ein „Kulturschock“ war für mich u. A. auch jeden Tag Brot essen. Ich hörte zwar schon ziemlich mehrmals über die Klischees, dass Deutschen viel Brot und Kartoffeln essen, Fußball spielen, pünktlich sind, etc., aber trotzdem war es eine Ungewohnheit für mich. Ein Problem war es jedoch überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, man sollte mit einer anderen Kultur rechnen und sich den Änderungen anpassen. Meine Gastfamilie hatte Verständnis für meine Essgewohnheiten und erlaubte mir, ein paar mal in der Woche zu kochen. Manchmal kochen wir auch alle zusammen, das macht dann sehr Spaß.

Es würde einen wahrscheinlich interessieren, wie ich mich mit der Sprache geschindet habe. In Stuttgart wird sehr oft schwäbisch gesprochen. Ich hatte zuerst ein bisschen Schwierigkeiten allen zu verstehen, aber allmählich verstand ich immer mehr und mehr. Auch die Angst vor Sprechen verschwand nach und nach. Ich erinnere mich daran, dass ich mich am Anfang sogar im Supermarkt ganz unsicher fühlte. Ich wollte einmal Hefe kaufen, da die Ausprache von dem tschechischen e und dem deutschen e aber unterschiedlich ist, verstand mich niemand. Das fand ich lustig, weil am Ende musste mir eine deutsche Freundin helfen.

Ich gehe hier jeden Tag von Montag bis Freitag in die Schule. Der Unterricht fängt um 7.55 Uhr an und endet meistens spät nachmittags. Am Donnerstag haben wir sogar 11 Stunden, dann müssen wir bis 17 Uhr in der Schule bleiben. Sonst habe ich am Unterricht immer eine Menge Spaß. Vor allem, weil ich immer was Neues lerne. Ich finde es richtig interessant, dass ich die beiden Schulsysteme vergleichen kann. Hier in Deutschland dauert eine Unterrichtsstunde 90 Minuten. In der Pause müssen immer alle auf den Schulhof, um frische Luft zu schöpfen. Auch die Schulregeln sind extrem streng. Wenn man spät kommt, muss man meistens eine Strafarbeit schreiben. Einmal ist mir passiert, dass ich wegen der Bahnverspätung nur 3 Minuten später kam und schon musste ich einen Abschnitt von den Schulregeln neunmal abschreiben. Wenn jemand im Unterricht stört, sitzt derjenige am Freitag nach und bekommt einen Arbeitsauftrag. Im Schulgebäude sind vornehmlich alle Handys verboten. WLAN oder Ähnliches gibt es hier nicht.

Ich besuche eine internationale Klasse, das heißt die meisten Fächer werden auf Englisch unterrichtet und außer mir sind da noch Schüler aus Litauen, Myanmar, den USA, der Ukraine und selbstverständlich Deutschland. Auf Deutsch habe ich Ethik, NWT (Natur, Wissenschaft und Technik), Chemie, Musik, Sport und natürlich Deutsch als Fremdsprache. Im Unterricht muss ich schon aufpassen und mich konzentrieren, denn es gibt immer ziemlich viele neue Fachbegriffe, die man sich merken muss. Außerdem wird die mündliche Leistung bewertet. Deswegen sind die Schüler sehr aktiv und teilen regelmäßig am Unterricht teil.

In meiner Freizeit gehe ich in eine AG in der Schule oder treffe mich mit meinen Freunden. In der Schule gibt es ein großes Angebot von den Freizeitaktivitäten. Ich besuche eine Basketball-AG, Orchester und Debating-AG. Im Orchester spiele ich Klavier. Wir üben jeden Semester ein paar Stücke, die wir am Weihnachtskonzert und Sommerkonzert vorspielen. Auch Debattieren hat mich angesprochen. Es wird immer über einem politischen, ökologischen oder sozialen Problem auf Englisch debattiert. In der AG bereiten wir uns auf die Wettbewerbe vor. Jeder hat seine eigene Rolle im Team, z. B. ein Argument präsentieren, dem anderen Team widersprechen oder Schlussrede halten. Im Februar verbrachten wir sogar ein Wochenende in Würzburg. Dorthin kamen Teams aus ganzem Baden-Württemberg und es wurde die ganze Zeit debattiert.

Am Wochenende machen wir meistens Ausflüge. Am meisten gefielen mir die Ausflüge nach Bodensee, München und Weihnachtsmärkte in Esslingen. Auch in Stuttgart gibt es was zu sehen – Museen, Galerien, Fernsehturm, Kino, Theater, ZOO, usw. Im April kann man auch auf den Frühlingsfest gehen. Traditionell trägt man einen Dirndl, das ist ein süddeutsches Trachtenkleid. Auf dem Frühlingsfest gibt es dann viele Attraktionen, Essen, Trinken.

Alles was ich hier erleben kann macht immer sehr Spaß. Am interessantesten finde ich allerdings mein Berufsorientierungspraktikum, das ich in Porsche machte. Ich sah das Prozess wie eine Autokaroserie zuerst hergestellt, dann lackiert wird, wie sie mit dem Motor zusammenkommt und zuletzt wie das Auto geprüft wird. Am letzten Tag konnte ich sogar ins Prüffeld gehen und zusammen mit einem Arbeiter ein neues Porsche testen. Das war echt super. Die Genauigkeit und der Fleiß, mit dem alles gemacht wird, ist atemberaubend. Ich war sehr froh, dass die Arbeiter sehr freundlich zu mir waren und mich ließen, auch mitzuarbeiten. Die Atmosphäre dort war so fantastisch, dass ich dort das ganze Jahr verbringen könnte.

Ich empfehle allen Schülern für ein Jahr in ein fremdes Land zu fahren. Man erweitert seinen Horizont, schließt neue Freundschaften, baut Vorurteile ab und erfährt auch viel Neues über sich selbst. Das Auslandsjahr hier gab mir die Chance, Dinge aus einem anderen Winkel zu betrachten. Klar, gibt es immer ein paar Hindernisse, die man überwinden muss, aber genau die Hindernisse sind das, was uns etwas Neues lehren. Auch bei mir hat nicht immer alles geklappt, aber die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, waren mir viel wichtiger. Dieses Schuljahr wird für mich unvergesslich, denn ich lernte so viele neue Menschen aus allen Ecken der Welt kennen, besuchte schöne Städte und erfuhr viel Neues über die deutsche Kultur. Ich bin unheimlich dankbar für diese Gelegenheit und ich weiss schon jezt, dass ich mit vielen tollen Erlebnissen, Eindrücken und Erkenntnissen zurück nach Hause fahren werde und wieder gerne zurückkomme.